Sonntag, 27. November 2016

Kathmandu im Mai 2005
Ein Reisebericht


Mein Geschenk an Kathmandu




Am 29. April um 23 Uhr war es endlich soweit. Unsere Reise sollte nach Kathmandu, Nepal gehen. Lange hatte ich mir schon diese Reise gewünscht,- aber irgendwie wollte es nie so richtig klappen. Entweder das Geld fehlte oder es war nicht der richtige Zeitpunkt. Immer wieder gab es irgendwelche Hindernisse und ich sah oder verabschiedete immer nur Freunde von mir, die fleißig von Asien nach Deutschland und wieder zurückflogen.

Aber diesmal stand ich jetzt selber am Flughafen Frankfurt und war wirklich recht aufgeregt, was mich denn so in den nächsten drei Wochen erwarten würde.



Entschieden hatten wir uns für die Fluglinie Gulf Air, die uns auch einen interessanten Flug mit gutem Service bot. Ein kurzer Zwischenstop wurde in Abu Dhabi gemacht, wo wir dann in ein anderes Flugzeug umstiegen, um dann sicher nach Kathmandu weiterzufliegen.

Am darauffolgenden Tag erreichten wir dann mit leichter Verspätung am Nachmittag unser Reiseziel,- das Tal von Kathmandu.

Geduldig wartete man schon auf uns am Flughafen um uns abzuholen und uns dann zu unserem Wohnplatz, dem Shechen Guesthouse zu bringen.

Die Straßen von Kathmandu,- in einem schönen alten weißen Mercedes Benz fuhren wir auf den Holperstraßen mit vielen Schlaglöchern zum Guesthouse. Ich wußte gar nicht vorher das es solche Straßen überhaupt gibt. 



Trotz alle dem,- ein sehr interessanter lebendiger Straßenverkehr, der in Kathmandu herrscht. Hier sind alle bekannten Straßenregeln die man aus dem geregelten Westen kennt, fast völlig aufgehoben. Mutig fahren hier die Autofahrer mit wenigen Centimetern aneinander vorbei, so dass man jedes Mal denkt, kennt man das nicht als Außenstehender, es gibt gleich einen Zusammenstoß. Es wird viel gehupt,- ja wahrscheinlich ist das Hupen überhaupt die gegenseitige Verständigung der Fahrer. Und das geregelte Fahren auf den verschiedenen Spuren existiert hier überhaupt nicht. 



Sicher kamen wir dann doch im Guesthouse an, wo wir uns dann von unserer langen Reise erst mal etwas erholen mussten.



Das Shechen Guesthouse gehört eigentlich zum Shechen Monastery, das Kloster von Dilgo Kyentse. Es liegt in Boudhanath und man kann von hier aus ganz leicht in wenigen Minuten zu Fuss zur großen Boudha Stupa gehen.

Direkt am nächsten Tag nahmen wir uns den Besuch zur großen Stupa vor.







Es wird gesagt, dass sie „heilbringend“ ist und es gibt eine wunderschöne alte Geschichte zu diesem spirituellen Bau. 

Drei Brüder, die zusammen als Viehhüter arbeiteten, hatten die Idee eine Stupa zu bauen. Die drei bauten also die Stupa und als sie fertig war, knieten sie davor und jeder der drei machte einen starken Wunsch.

Einer der Brüder wünschte sich, dass er einmal ein reicher und mächtiger König werden würde. Der zweite der Brüder wünschte sich in einem weiteren Leben ein großer Gelehrter zu sein. Der dritte der drei machte den Wunsch ein mächtiger Yogi zu werden, der fähig sein würde Dämonen und Hindernisse für andere Lebewesen zu beseitigen.

Während die drei ihre Wünsche machten, stand ein Ochse in ihrer Nähe, der ihre Wünsche mitkriegte. Dabei dachte er: „Ich habe viel mehr als die gearbeitet und auch viel mehr geschuftet.“

Und so machte der Ochse dann den Wunsch: Möge ich wiedergeboren werden und all diese Wünsche der drei Brüder zerstören.

Während er diesen Wunsch machte, saß am oberen Ende der Stupa eine Krähe, die den Wunsch des Ochsen mitkriegte. Die Krähe machte dann wiederum den Wunsch: Möge ich, bevor das alles passieren kann, ich ihn vorher umbringen.

Und so kam es dann in der Zukunft. Einer der Brüder wurde als der große tibetische König Trisong Detsen wiedergeboren. Er war ein starker Förderer des Buddhismus. Der zweite Bruder hatte seine Wiedergeburt als der Gelehrte Shantar Kshetha.  Und der dritte Bruder kam als der berühmte Yogi Padmasambhava zurück.

Der König Lang Darma war die Wiedergeburt vom Ochsen. Er war Anhänger der alten Bön Religion und kein Freund des Buddhismus. Sein Interesse war es den Buddhismus zu zerstören und alle Buddhisten zu verfolgen. Er machte eines Tages eine Proklamation vor einer riesigen Schar von Tibetern.

Lhalung Paldor (die Wiedergeburt der Krähe), war ein buddhistischer Yogi und kam extra deswegen von Lodak auf seinem weißen Pferd geritten. Bevor er ankam, schwärzte er sich und sein Pferd mit Ruß völlig schwarz ein. Während der Proklamation schoß Lhalung Paldor mit Pfeil und Bogen auf den König.

Nach dem Attentat floh er ganz schnell auf seinem Pferd und ritt an den Tsangpo Fluß, um sich und sein Pferd wieder weiß zu waschen.

So konnte er unbemerkt fliehen, weil alle nach einem schwarzen Reiter suchten.

Er ritt zurück zu seiner Eremitage und bat die Tauben und Spinnen um ihre Hilfe. So entstand um seine Höhle herum innerhalb kürzester Zeit viel Staub, so dass seine Fußabdrücke nicht mehr sichtbar waren, und die Spinnen webten ein Netz vor seinem Höhleneingang.

Als die Polizei ihn dann kurz darauf aufsuchte, bemerkte sie den Staub und die Spinnennetze und war der Meinung, das er es wohl kaum gewesen sein könne.
Trotzdem hielt der Polizist seine Hand an Lhalung Paldors Brust und fühlte sein Herz ganz schnell schlagen.

Der Polizist wunderte sich und dachte, ein so schneller Herzschlag passt ja nicht zu einem so lang sitzenden Yogi,- aber trotzdem nahm er dann an, das Lhalung Paldor es nicht gewesen war. So die Geschichte.



Nach unserem Besuch bei der Boudha Stupa stiegen wir in ein Taxi und fuhren quer durch die Stadt nach Swayambhunath, ein Stadtteil  von Kathmandu, wo eine weitere größere Stupa steht.

Es gibt viele Stupas in Kathmandu, aber die von Boudha und von Swayambhunath hatten es uns am meisten angetan. Viele Stunden alleine verbrachten wir vor allem an der Boudha Stupa während unseres Aufenthaltes, sie war ja zum Glück auch nicht weit von unserem Wohnplatz entfernt.

Die Grundidee der Stupa ist das Denkmal. So ist die Stupa auch viel älter als der Buddhismus. Es heißt, das als der Buddha geboren wurde, sein Vater ein Denkmal baute, um dieses Ereignis zu würdigen.

Oftmals dienen die Stupas auch als Begräbnisstätten. Typisch ist ihr glockenartigen Aufbau und sei es nun durch die vielen guten Gebete und Meditationen, die ständig gemacht werden während man um die Stupa im Uhrzeigersinn herumgeht, oder durch die vielen spirituell gesegneten Substanzen, die in solch einer Stupa mit eingebaut werden,- sie haben immer eine unheimlich gute Ausstrahlung.

Die Swayambhunath Stupa soll schon vor der Geburt des Buddha existiert haben. Swayambhunath heißt auch „selbst entstanden“. Was in dieser Stupa tatsächlich drin ist, das weiß keiner. Nur die erste bis dritte Schicht ist durch Restaurationsarbeiten bekannt.



Viele wilde Affen gibt es speziell auch an diesem Platz. Es ist interessant ihnen zu zusehen, da man sie sonst als Europäer ja leider nur eingesperrt aus dem Zoo kennt. Ich war jedenfalls ganz fasziniert von ihnen, und eines Tages, als es besonders heiß war und ich einen Saft in der Hand hielt, sprang mich plötzlich ein größerer Affe an und wollte mir den Saft aus der Hand reißen. Auf so etwas sollte man dann doch vorbereitet sein. Ich war es jedenfalls nicht,- aber Gott sei Dank ein Freund, der uns begleitete und dann wild mit seiner Tasche in Richtung des Affen herumfuchtelte, so das er dann auch ganz schnell wieder Abstand von mir nahm.



Die Manjushri Stupa liegt ganz in der Nähe der großen Swayambhu Stupa und ist zu Fuss leicht zu erreichen. Von hier hat man einen guten Blick über das gesamte Kathmandu Tal.



Manjushri, der Bodhisattva der Weisheit,- auch dieser Platz hatte für uns sein ganz besonderes spirituelles Flair. Und auch hierzu gibt es eine Legende.
In alten Zeiten als das Kathmandu Tal noch von einem See überdeckt war, schnitt der Bodhisattva Manjushri mit seinem Weisheitsschwert in die dem Tal umgebenden Berge, um den See abfließen zu lassen. Dort wo heute die Stupa steht, fand er damals einen Lotus.

Kathmandu in seiner Vielfältigkeit,- immer wieder gibt es etwas neues hier zu entdecken. Die Menschen sind trotz ihrer Armut viel lebendiger und auch der Blickkontakt ist sehr viel offener und direkter als bei uns im Westen.



Ein buntes Treiben ist hier jeden Tag auf den Straßen zu beobachten. Überall wenn man durch die Stadt geht trifft man immer wieder auf Buddhastatuen. Praktizierende Buddhisten die die Stupas umrunden. Pilgerer die von weit her kommen und ihre Niederwerfungen praktizieren. Hinduisten und Buddhisten die trotz ihrer unterschiedlichen Religion eng friedlich zusammenleben....
Sadhus ......

Die Stadt hat ihren ganz eigenen Spirit, ja man könnte fast schon sagen ihre eigene Magie.




Eines Tages bildete sich neben der Boudha Stupa eine Menschenschlange um einen Häuserblock herum, die immer größer wurde. Als wir der Sache nachgingen, stellte sich heraus dass ein bekannter Rinpoche hier in der Gompa seinen Segen gab. Niemand von den Wartenden konnte einem aber genau sagen wer der Rinpoche sei. Auch wir stellten uns in die Schlange um in den Genuss dieses Segens zu kommen und waren hinterher auch sehr froh darüber. Später fanden wir heraus das es Khamtrul Rinpoche war.

Viele Stunden verbrachten wir fast jeden Tag an der großen Stupa. Am frühen Abend dann füllte es sich langsam um die Stupa mit immer mehr Praktizierenden, die betend und meditierend um die Stupa wandern. So kam ich eines Tages von der Boudha Stupa um zu unserem Guest House zu gehen, und siehe da, als wenn es das normalste auf der Welt wäre kam auf meinem Weg plötzlich ein weißes Pferd an mir vorbei. Es war wie in einem wunderschönen Traum. Leider konnte ich es erst fotographieren, als es schon fast 
verschwunden war.



Und auch wundersame Dinge geschehen hier. So gibt es in Pharping eine kleine grüne Tara die von selbst entstanden aus einem Gebirgsstein herauswächst und ganz langsam immer größer wird.

Auch wir machten uns auf die Reise nach Pharping, was ungefähr 100 km von Kathmandu entfernt liegt und in 1-2 Stunden mit einem Auto gut zu erreichen ist.

Unser Ausflug führte uns auch zu zwei historischen Guru Rinpoche Höhlen, wo er über einen längeren Zeitraum meditiert hatte.



Die Asura Höhle ist die größere von beiden und ist eine fast abgeschlossene Höhle. Hier machte Guru Rinpoche seine Vajrakilaja Meditationszurückziehung. 

Der Sanskrit Name von Guru Rinpoche “Padmasambhava“ bedeutet auch „der aus dem Lotus geborene“.

Padmasambhava war ein bedeutender buddhistischer Lehrer aus Kaschmir und kam auf Einladung des Königs Trisong Detsen nach Tibet. Als außergewöhnlicher Tantriker und durch seine vielen Wundertaten sammelten sich bald viele Schüler um ihn, so auch Trisong Detsen selber und seine Frau Yeshe Tsogyal.

Padmasambhava gilt als der Begründer der ersten buddhistischen Schule Nyingma, (Schule der Alten) und gründete 775 das Samye Kloster, das erste Kloster in Tibet. Der Buddhismus verbreitete sich in Tibet immer mehr und andere Klöster entstanden.

Es ist unklar wie lange Padmasambhava in Tibet blieb. Er selber schrieb die sogenannten "Schatz- Schriften", die als Termas an geheimen Orten versteckt wurden, um sie so für spätere Zeiten zu sichern. Eines davon ist sehr berühmt, es ist das Tibetische Totenbuch, das Bardo Thödol, welches in mehrere Sprachen übersetzt wurde, so auch in deutscher Sprache.

Padmasambhava hatte 25 Hauptschüler, die in ihren späteren Inkarnationen als Termafinder bezeichnet wurden. Einer seiner Schüler, Vairocana, reiste ihm von Indien nach Tibet nach und übersetzte eine bis heute wichtige Schrift für die tibetische Medizin, das Gyushi, die vier Tantras.

Auch das Gyushi mit samt Kommentar wurde geheim versteckt und später im Samye Kloster wiederentdeckt.



Natürlich gehörte auch die alte Königsstadt Patan zu unserem Besucherprogramm. Leider war dieser Tag von starkem Regen begleitet. Trotzdem machten wir in einem weiten Bogen einen Rundgang in diesem Stadtteil.

Der Gründer von Patan soll der buddhistische Kaiser Ashoka (268-233 v. Chr.) gewesen sein. Die Einmaligkeit der Architektur und die Schönheit des traditionellen Kunsthandwerks aus dieser Zeit kommen hier zum Ausdruck.

Es wird gesagt dass die alte Königsstadt nach einem buddhistischen Dharma Chakra entworfen und gebaut wurde. An ihren vier Eckpunkten wurden vier größere Stupas errichtet. Mehr als 1.200 buddhistische Monumente in verschiedenen Größen liegen innerhalb, so wie auch um Patan herum.
Es empfiehlt sich mit einem guten, handlichen Reiseführer in eigener Sprache bestückt zu sein, wenn man etwas mehr über die einzelnen Bauten, Klostereinrichtungen und ihre Geschichte wissen möchte.



In einer Gompa entdeckte ich eine Fotographie eines tibetischen Yogi, welche mich inspirierte.

Dies ist nur ein Ausschnitt von dem was wir in Kathmandu alles erlebt und gesehen haben. Vieles mehr könnte noch erzählt werden, würde aber dann den Umfang dieses Berichtes sprengen.

© Fotos Beate Freihold














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